Die Weinberghütte: Ein unausgegorenes Konzept

Eine Weinwanderhütte in den Rauenberger Weinbergen ist eine sehr schöne Idee und als es die ersten Gespräche dazu gab, haben wir auch unsere Unterstützung signalisiert. Gedanklich haben wir uns dort schon sitzen sehen, um unser Viertele von unseren heimischen Winzern zu trinken.

Die ganzen Argumente, die aufgeführt werden, um die Winzerschaft und den Tourismus mit einer Weinwanderhütte zu unterstützen, sind alle richtig und in Ordnung für das Projekt Weinwanderhütte an sich.

Aber unsere grundsätzliche Unterstützung war keine Carde Blanche, um hier alles Mögliche zu starten.

Denn wir halten dieses nun vorgelegte Konzept leider nicht für schlüssig und zukunftsfähig.

Zum einen hat dieses Gebäude inzwischen eine ganz andere Dimension angenommen, für die wir nicht mehr den Begriff „Weinwanderhütte“ sehen und es wird ja inzwischen sogar Lodge genannt.

Außerdem halten wir es für utopisch zu denken, dass hier zu 100% nur Wanderer und Radfahrer einkehren. Wie jeder Gastronom weiß, funktioniert so eine Einrichtung nur, wenn es verlässliche Öffnungszeiten gibt. Aber das Betreiberkonzept beschreibt selbst, dass es sich betriebswirtschaftlich voraussichtlich nicht tragen wird und daher geschlossene Gesellschaften hier einkehren werden. Somit gibt es keine Garantie, dass unsere heimischen Winzer wirklich regelmäßig die „Weinhütte“ mitnutzen können. Die darauffolgenden Hochzeitsgesellschaften reisen dann auch alle mit Rad und zu Fuß an? Oder werden die alle mit dem Shuttlebus vom Winzerhof gebracht, wo ohnehin schon eine schwierige Parksituation herrscht? Das ist aber nur einer von mehreren Logikbrüchen in diesem vorgelegten Konzept.

Bei der Weinlaube hingegen sehen wir, dass sie mit einem einfachen und schlüssigen Konzept ein sensationeller Erfolg geworden ist: Einfache Erreichbarkeit, schöne Location und verlässlichen Betriebszeiten waren die Basis, um ein Aushängeschild für Rauenberg zu werden.

Wir befürchten, dass uns jedoch dieses Konzept für eine „Weinlodge“ auf die Füße fallen wird. Bald werden wir Beschwerden von der Anwohnerschaft über die Parksituation bekommen und bald wird man uns sagen, dass leider das Betriebskonzept sich nicht trägt und man daher Änderungen vornehmen muss. Mehr und längere Öffnungszeiten. Mehr geschlossene Gesellschaften und mehr Parkplätze.

Wenn man sich dann noch das nicht besonders gut geschriebene Konzept anschaut, kann man sich kaum vorstellen, dass hier auf professionelle Weise ein Millioneninvest getätigt werden soll.

Im Gegensatz dazu leider nicht möglich: Eine kleine Überdachung, ein paar Wackersteine und Hecken für Jugendliche als Chill-Treff


Andererseits eröffnen sich zahlreiche Fragen, wenn dieses große Gebäude in einem Landschaftsschutzgebiet tatsächlich zugelassen wird.
Warum geht ein Gebäude mit 220qm Grundfläche, aber eine 50cm schmale Downhillstrecke für Jugendliche mit ökologischer Aufwertung geht nicht. Warum geht dieser Betrieb und ein Mini Chill Treff in einem ebenfalls geschützten aber schwer belasteten Stück am Naturschutzgebiet für unsere Jugendlichen geht nicht? Privatwirtschaft geht, Jugendliche nicht? Und warum trägt die Stadt die Hälfte der Kosten für das vorhabenbezogene Planverfahren?

Hinzu kommt, dass unsere Verwaltung durch die Vielzahl an drängenden Themen aktuell vollkommen überlastet ist. Die verantwortlichen Stellen beschreiben uns in jeder Sitzung, wie viel gerade überall zu tun sei und dann hat man Zeit um für dieses Konzept 20 Alternativstandorte zu prüfen? Das ist ja mal ein großzügiger Service! Wann werden wir hier endlich verstehen, dass wir aktuell unsere Leute im Rathaus verheizen?

Für uns passt das alles nicht zusammen. Um es deutlich zu sagen: Die erste Idee war schön, das vorgestellte Konzept ist es nicht.

Daher lehnen wir dieses Konzept ab und würden uns über eine erhebliche Überarbeitung in Sachen Dimensionierung, professionelles Konzept und verkehrliche Anbindung wünschen – hin zu einer echten Weinwanderhütte.

Manuel Steidel, für die Fraktion

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